Ratgeber
Geschädigte Altputzflächen beurteilen
Nach einer Hochwasserkatastrophe nagen Feuchtigkeit und Schmutz an Innen- und Außenwänden. Für eine nachhaltige Sanierung ist die Beurteilung der geschädigten Altputzflächen unerlässlich. Wir haben für Sie eine Checkliste mit Prüfmethoden, Arbeitsschritten und Materialempfehlungen zusammengestellt.
Wichtig: Sollten Sie bei der Schadensanalyse oder Problemlösung unsicher sein, lassen Sie sich vom Profi helfen.
Spurensuche
Viele Baustoffe quellen auf, wenn sie nass werden und ziehen sich bei Trocknung wieder zusammen. Löst sich bei dieser Bewegung der Putz teilweise oder ganz vom Mauerwerk, entstehen Hohlstellen. Diese können sich aber auch zwischen den einzelnen Putzschichten bilden. Aus diesem Grund sollte immer die auffälligste Hohlstelle geöffnet werden, um die genaue Lage zu erkennen.
Die Klopfprobe
Um Hohlstellen zu lokalisieren, klopfen Sie am besten mit einem leichten Hammer auf die betroffenen Bereiche. Klingt es auffallend dumpf, liegt darunter wahrscheinlich ein Hohlraum. Risse sind ein weiterer Hinweis.
Beurteilung von Hohlstellen
Kleine Hohlstellen (bis zu einer Größe der Innenhand) zwischen Putz und Mauerkwerk
Sie sind in der Regel unbedenklich. Verteilen sie sich allerdings über eine größere Fläche, deutet dies auf einen Haftungsverlust hin. Auch wenn die Hohlstellen sehr klein sind, sollte über eine Putzerneuerung der betroffenen Wandpartie nachgedacht werden.
Große Hohlstellen zwischen Putz und Mauerwerk
Bei sehr großen Hohlstellen ist eine Putzerneuerung zu empfehlen. Kommen die Hohlstellen nur vereinzelt vor, ist es ausreichend, diese abzuschlagen und die Fehlstellen bündig zum intakten Putz beizuputzen. Bei einer Häufung ist eine Gesamterneuerung sinnvoll.
Hohlstellen zwischen Putzlagen
Ist eine Hohlstelle entstanden, weil sich zum Beispiel der Ober- vom Unterputz gelöst hat, ist es ausreichend, den Oberputz zu erneuern. Vorausgesetzt, der Unterputz ist intakt.
Der Taschenmesser-Test
Eine dumpf klingende Wand (Link zu Klopfprobe) kann auf eine geringe Putzfestigkeit hinweisen. Dies lässt sich mithilfe eines Taschenmessers überprüfen.
Ritzprüfung bewerten
Kann ein dünnlagiger Oberputz mühelos abgeschabt werden, ist eine Haftung nicht mehr gegeben. Eine Erneuerung des Oberputzes ist erforderlich. Der Unterputz muss in diesem Fall nicht entfernt werden. Die Fassade wird mittels Spachtellage und neuem Oberputz aufgearbeitet.
Schneidet das Taschenmesser ohne großen Druck in den Unterputz oder sogar das Mauerwerk ein, ist Vorsicht geboten: Auf solch einer weichen Wand hält kein neuer Oberputz und auch ein Überspachteln ist nicht möglich. Die Rettung könnte im äußersten Fall ein neuer Anstrich sein. Übrigens, bei durchgängig weichen Wänden kann auch ein im Handel erhältlicher Putzverfestiger nicht mehr helfen. Oft bilden diese Produkte nur auf der Oberfläche eine harte Schale, die sich bald wieder vom Untergrund löst.
Die Breite ist entscheidend
Haarrisse, das sind Risse mit einer Breite bis maximal 0,3 Millimeter, sind bei der Instandsetzung von Altputzflächen unbedenklich. Eine Spachtellage und ein neuer Oberputz reichen als Sanierungmaßnahmen aus – vorausgesetzt, der Altputz ist in einem guten Gesamtzustand. Problematisch wird es bei breiteren Rissen: Die Instandsetzung durch einen Anstrich ist dann nicht mehr möglich. Liegt die Rissbreite sogar über einem Millimeter, sollte eine Rissverwahrung erfolgen. Dabei wird eine Trennlage mit Putzträger auf den Riss gelegt.
Gitterritzprüfung und Klebeband
Ob der Anstrich nach einem Hochwasser noch fest genug am Untergrund haftet, kann mit der Gitterritzprüfung getestet werden. Ritzen Sie fünf Schnitte über Kreuz mit einem Messer in den Anstrich. Platzt er dabei weg, ist die Festigkeit mangelhaft. Für eine weiterführende Prüfung drücken Sie ein breites Klebeband fest auf den Anstrich und ziehen es ab. Bleiben Anstrichreste kleben, ist keine ausreichende Haftung mehr vorhanden. Eine weitere Beschichtung mit Anstrich oder Putz ist dann nicht mehr möglich.
Ist der Gesamtzustand des Putzes ansonsten gut, kann es sich lohnen, den Anstrich zu entfernen. Er lässt sich entweder mechanisch abschleifen, bei organisch gebundenen Anstrichen hilft ein Abbeizer. Der entfernt übrigens auch Kunstharzputze.
Salzgehalt in der Fassade: Laboranalyse gibt Auskunft
Voraussetzung für eine gelungene Putzinstandsetzung ist eine saubere Oberfläche. Eine Nassreinigung ist hierfür optimal. Dabei verschwinden auch oberflächliche Salzausblühungen. Sie entstehen, wenn das Mauerwerk nach dem Hochwasser wieder trocknet. Eine Salzbelastung kann leider dennoch vorliegen. Gewissheit gibt letztlich nur die Laboranalyse einer Mauerprobe. Bei bestätigter Salzbelastung ist ein Sanierputzsystem erforderlich. Grundlage dafür ist der festgestellte Salzgehalt. Danach richten sich die Anzahl der Sanierputzlagen, deren Dicke und die verwendeten Materialien.
Wasser marsch!
Schlamm und Dreck verschwinden meist bereits durch eine Nassreinigung. Doch so leicht ist es leider nicht immer. Eine saubere Oberfläche ist aber die Grundlage für alle weiteren Arbeiten.
Was tun bei öligen Verschmutzungen?
Ein einfacher Test gibt Auskunft, ob das Hochwasser mit Mineralöl belastet war: Perlt nach der Nassreinigung Wasser an der Wand ab, liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ölbelastung vor. Öligen Verschmutzungen rückt man am besten mit einem Entfettungsmittel zu Leibe. Ölreste müssen unbedingt komplett entfernt werden, um die Festigkeit der einzelnen Putzlagen nicht zu gefährden. Reicht die Ölverschmutzung jedoch bereits tief in die Wand hinein, muss der Altputz komplett erneuert werden. Achtung! Der Abfall ist Sondermüll!
Nachhaltige Fleckentfernung
Verfärbungen aus dem Mauerwerk können im Neuanstrich oder Neuputz wieder sichtbar werden. Deshalb muss unbedingt zuerst eine Grundierung aufgetragen werden. Geeignet sind zum Beispiel lösemittelhaltige Tiefengründe.